Familienmanager bringen einen ganz besonderen Spirit ins Projekt

 

Britta Noack und Matthias Belke sprechen
über zeitgemäßes Arbeiten und Familie

Frau Noack, mit Ihnen hat es ja angefangen. Sie waren die erste Teilzeitmanagerin im Büro BMP.

BN: Ja, ich bin hier wohl so eine Art Vorreiter für neue Arbeitsmodelle. Auch Homeoffice habe ich recht früh, bedingt durch meinen eigenen Bedarf, ausprobiert, anfangs mit leichter Skepsis, mittlerweile ist es ganz normal im Büroalltag integriert, und wird von allen Kollegen gern genutzt. Vielleicht bin ich einfach die, die den Bedarf hat und solche Dinge ausprobiert. Und nach meiner Elternzeit war es eben am sinnvollsten, mit Teilzeit wieder einzusteigen.

MB: Für mich geht es ja gerade erst los. Meine Tochter ist drei Monate alt. Im August nehme ich den ersten Monat, im April den zweiten Monat Elternzeit. Meine Frau möchte absehbar wieder zurück in den Beruf; jetzt habe ich eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln, wie das für uns künftig funktionieren könnte.

Wir leben uns ein – Büro und Bauherren lernen Neues.

Sicher sind reduzierte Arbeitszeiten sehr förderlich für das Familienleben, doch wie vertragen die sich in der Zusammenarbeit mit dem Team und mit den Anforderungen der Bauherren. Teilzeit auf dem Bau, geht denn das?

BN: Chefs und Kollegen, Fachplaner und Bauherren haben ja auch Kinder – die Akzeptanz ist also da, wenn die Leistung stimmt. Allerdings kann es schon mal stressig werden, wenn ein Kind morgens plötzlich krank ist. So was schmeißt alle Termine. Andererseits, der Satz „Ich muss mein Kind abholen“ kann eine Besprechung durchaus sehr effektiv machen, weil jeder weiß, die Zeit ist ohne wenn und aber begrenzt, wir müssen auf den Punkt kommen. Ich finde es prima, dass unser Büro sich darauf einlässt, flexible Arbeitsweisen in unserer Branche auszuprobieren.

MB: Man muss da schon gut aufeinander achten. Als Kollege kann ich manches auffangen, Termine wahrnehmen, Aufgaben verteilen – und lernen, was tatsächlich geht. Das nutzt uns allen, da mittlerweile auch vermehrt Männer in Teilzeit gehen wollen, so wie ich als Vater, aber auch zur Pflege von Angehörigen …

Frauen, und auch Männer, mit Familie sind einfach gut organisiert.

BN: Teilzeit macht bei uns sicher keiner aus Bequemlichkeit. Es ist ein zeitgemäßes Mittel, private Lebenssituationen mit einer Erwerbstätigkeit zu verbinden. Einer, die Spaß machen soll und qualitatives Arbeiten ermöglicht. Auch in Teilzeit habe ich den Anspruch, fachlich auf der Höhe zu bleiben, muss mich gut einteilen und darf mich nicht verheizen, etwa zu viel wollen. Es gibt halt einen festen Rahmen, in dem ich meine Arbeit organisiere, mich mit den Kollegen austausche und meine Außenkontakte souverän handlen kann.

Stimmt also die weit verbreitete Behauptung, dass Frauen mit Familie die besten Manager seien?

BN: Soweit möchte ich keineswegs gehen. Das wäre vermessen. Was stimmt: Es gibt einfach kein danach, also irgendeine Zeit zusätzlich. Teilzeit verlangt genauso wie Familie ein exzellentes Zeitmanagement von mir. Bei unterschiedlichsten Anforderungen auf vielen Ebenen richtig und schnell zu entscheiden, spontan neue Lösungen zu finden, bei Stress die Nerven zu behalten, das sind Dinge, von denen ich als Projektmanagerin und Mutter einfach mehr als Andere habe. Mit der Zeit bin ich daraus gelassener und sicherer geworden.

Welche Arbeitszeitmodelle halten Sie nützlich für Arbeitnehmer und effektiv für den Arbeitgeber?

MB: Ich glaube, 30 Stunden sind für Teilzeit ein ideales Maß. Das kriegt man als Projektleiter sehr gut geschafft, kann über die Woche intern und extern Präsenz zeigen, vielleicht auch noch weiter Karriere machen. Ein Seniormanager auf Teilzeit und ein Juniormanager auf Vollzeit – das könnte auch für mich ein gutes Modell der Zukunft sein. So halten wir die Erfahrung im Projekt und vermehren das Wissen im Büro. Zwei Gesichter im Projekt sind für Bauherren durchaus akzeptabel.

BN: Für den Kunden zählt natürlich, was rauskommt. Wir machen also in erster Linie einen normalen, professionellen Job. Zugleich erleben wir jedoch täglich, wie wichtig in den oft langjährigen Projekten der menschlich angenehme Umgang ist – Verständnis und Entgegenkommen, die Bereitschaft, auf neue Situationen beim Gegenüber einzugehen. Ein bisschen Familie tut uns da sicher in vielerlei Hinsicht gut.

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